Am 5./6. November 2022 spielten wir erstmals zwei Stücke an einem Abend für euch, die je einstündigen Einakter „Der stumme Diener“ (Harold Pinter) und „Auf hoher See“ (Slawomir Mrozek).
Der stumme Diener
In Harold Pinters „Der stumme Diener“ warten die Auftragskiller Ben und Gus, wie aus einem Tarantino-Film entsprungen, in einem heruntergekommenen Keller auf ihr Opfer. Alles scheint wie immer: Sie kommen mitten in der Nacht an, schlafen, erfüllen ihren Auftrag, fahren wieder.
Ein Speisenaufzug spuckt jedoch eine Essensbestellung nach der anderen aus und fordert die beiden heraus.
War das ein Café da oben? Sollten sie etwas von ihren Snacks hochschicken?
Wer ist es, der die Speisen fordert?
Sollen sie auf die Probe gestellt werden? Während die Wünsche immer exotischer werden, beginnt Gus mehr und mehr seinen Job zu hinterfragen und die Situation eskaliert zunehmend, denn Ben ist eine skrupellose Maschine, die keinen Auftrag hinterfragt.
Es ist ein zeitloses Stück.
Das „lack of communication“, das Pinter so wunderbar karikiert und auf die Spitze treibt, ist heute noch genau so aktuell wie Ende der 50er Jahre.
Heute würden Ben und Gus mit dem Smartphone im Keller sitzen und sich genauso wenig zu sagen haben und ebenso oft aneinander vorbeireden wie damals.
Diese Situation würde nicht minder eskalieren.
Besetzung
Ben: Andreas Arnold
Gus: Burkhard Struve
Regie: Andreas Arnold & Burkhard Struve
Souffleuse & Assistenz: Claudia Lieb
Fotos: Andrea Clöß
Auf hoher See
Slawomir Mrożek lässt in seinem Einakter drei Schiffbrüchige „Auf hoher See“ treiben und treibt die Abgründe des Zwischenmenschlichen auf die Spitze.
Die Lebensmittel sind ihnen ausgegangen, einer von ihnen soll gegessen werden, damit die beiden anderen überleben.
Nun beginnt ein sachlicher Prozess, der über Wahlkämpfe, Abstimmungen und Appelle an Menschlichkeit, Moral und Freundschaft in geradezu perfider Weise verschleiert, dass hier ein Leben geopfert werden soll.
Auch Mrożeks Stück ist zeitlos.
Es ist eine diabolische Parabel auf Macht, Manipulation und Ohnmacht des Einzelnen und zeigt die dunkle Seite des Menschseins.
Besetzung
Die Dicke: Simela Tamay
Die Mittlere: Julia Wynohradnyk
Die Schmächtige: Svenja Illenberger
Die Postbotin & Gouvernante: Manuela Sitta
Regie: Rebekka Radgen
Soufluer: Dominik Neeb